DAS INVESTMENT lässt fiktive Fälle aus der Finanzberatung von Vermögensprofis untersuchen. Diesmal befasst sich Matthias Krapp von der Abatus Vermögensmanagement in Dinklage mit einer Witwe, die ihre Rente sichern will. Sein Konzept verteilt das Geld auf mehrere Töpfe mit unterschiedlichen Eigenschaften.

Der Fall

Maria Löbeleu ist Anfang 60 und verwitwet. Ihr Ehemann hat ihr ein liquides Vermögen nach Kosten und Steuern in Höhe von 315.000 Euro hinterlassen. Ihre beiden Söhne, volljährig, berufstätig und aus dem Haus, hatten sie darauf hingewiesen, ihr geerbtes Vermögen nicht einfach nur auf Konten zu lassen. Inflation und Strafzinsen würden die Kaufkraft von Jahr zu Jahr schmälern. Schließlich könnte sie durchaus noch 20 bis 35 Jahre leben. Frau Löbeleu erkannte diese Gefahr. Sie möchte die Geldanlage aber verstehen und für Notfälle flexibel bleiben. Sie möchte eine pflegeleichte und bequeme Anlage, sich wenig darum kümmern, aber langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Renditen erzielen. Dafür ist sie auch bereit, Schwankungen zu akzeptieren.

Illustration: Freepik/www.flaticon.com, Freepik

Der Vorschlag

Zunächst klärten wir die Ist-Situation und errechneten die Versorgungslücke. Das von Frau Löbeleu selbst bewohnte Haus ist bezahlt, Renovierungs- und Investitionsbedarf besteht in absehbarer Zeit nicht. Neben der Witwenrente in Höhe von 938 Euro bezieht sie eine monatliche Riester-Rente über 77 Euro ab 2023. Ab 2027 erhält sie monatlich 340 Euro aus der gesetzlichen Rente. Ab 2023 möchte sie eine Zusatzrente aus eigenem Vermögen in Höhe von 500 Euro bis zum gesetzlichen Renteneintritt. Danach benötigt sie nur noch 300 Euro aus dem eigenen Vermögen. Auch besprachen wir ihre Lebensplanung, regelmäßige Ausgaben, zum Beispiel Steuern und Sozialversicherungsbeiträge, und Einnahmen sowie höhere einmalige Ausgaben und wann diese anstehen.

Ebenso gingen wir auf wichtige Faktoren ein wie Kosten, Diversifikation, Schwankungsbreiten und historische Renditen von Anleihen und Aktien unter Berücksichtigung von Buy-and-hold, Rebalancieren und einzuplanenden Risikopuffern bei einer bestimmten zu erwartenden Rendite. Wir simulierten zukünftige Inflation und deren Wirkung auf Vermögen und Ausgaben und sprachen die Notwendigkeit von Vorsorgevollmachten, Patientenverfügungen und Testament an. Dazu erstellten wir einen wissenschaftlich basierten Risikoprofiltest. Dadurch erhielten sowohl wir als auch Frau Löbeleu eine objektive, wissenschaftliche Bestimmung ihrer persönlichen finanziellen Risikobereitschaft.

Unsere Empfehlung lautete, 12.000 Euro bei ihrer Hausbank für die ersten zwei Jahre für die monatlichen 500 Euro Zusatzrente inklusive einer kleinen Reserve auf einem Konto zu belassen. Eine weitere Reserve in Höhe von 48.000 Euro legten wir ebenfalls bei ihrer Bank auf einem Festgeld, Girokonto oder ähnlichem an. Für Unvorhergesehenes oder Ausgaben wie Haus, Auto, Reisen und als gefühltes Sicherheitspolster.

Neben diesen 60.000 Euro setzten wir unser Vier-Topf-Modell um, das wir über Aktienquoten, zu erwartende Renditen und Verlustwahrscheinlichkeiten durch eine regelbasierte, weltweite Strategie steuern. In den ersten Topf gingen 30.000 Euro. Wir vereinbarten eine Aktienquote von 30 Prozent und eine monatliche Entnahme von 500 Euro über zirka vier Jahre ab 2023, bis dieser Topf verbraucht ist.

Im zweiten Topf investierten wir 65.000 Euro mit einer Aktienquote von 40 Prozent und einem monatlichen Abfluss von 300 Euro ab 2027. Somit hat Frau Löbeleu noch sechs Jahre Zeit. Es besteht eine sehr geringe Verlustwahrscheinlichkeit zum Startzeitpunkt der Entnahmen. Und die können wir über 25 bis 30 Jahre aus diesem Topf beziehen. Die Kundin wäre dann etwa 90 Jahre alt. Zudem können wir Restguthaben aus dem ersten in den zweiten Topf überführen, und weitere Reserven aus der Startliquidität könnten auch noch zur Verfügung stehen.

Im dritten Topf legten wir 60.000 Euro mit einer Aktienquote von 75 Prozent an. Die Kundin kann den Topf einerseits für weitere monatliche Auszahlungen nach Bedarf oder für Reserven wie Pflegekosten und anderes nutzen.

Für den vierten Topf nutzen wir eine fondsgebundene Lebensversicherung, einen Nettotarif der Mylife, mit 100.000 Euro und einer Aktienquote von 100 Prozent in Rücksprache mit den beiden Söhnen. Damit entstehen steuerliche Vorteile nach dem Halbeinkünfteverfahren oder eventuell steuerfreie Todesfallleistungen. Die Police läuft bis zu einem maximalen Endalter von 98 Jahren. Sollte das gesamte Vermögen schon nach 30 Jahren aufgezehrt sein und die Mandantin im Alter von etwa 90 Jahren noch leben, wäre allein das Vermögen in Topf 4 bei einer durchschnittlichen Rendite von 6 Prozent nach allen Kosten auf zirka 575.000 Euro gestiegen.

Das ganze Paket rundeten wir mit Bankvollmachten für die Söhne ab, einem App-Zugang und fortlaufenden jährlichen Betreuungsgesprächen.


Autor:
Matthias Krapp

Matthias Krapp, veröffentlicht bei DAS INVESTMENT


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