Kaufen, verkaufen oder halten – diese Frage stellt sich bekanntlich auch im Mai. Nach den alten Regeln der Börse ist im Wonnemonat Mai an der Zeit, Aktien zu verkaufen. Es gibt zahlreiche Regeln, einige sind amüsant, einige unterhaltsam, manche sinnvoll. Ist die Mai-Regel sinnvoll im Jahr 2023?

In der Vergangenheit war die Mai-Regel im Allgemeinen nicht gut für Anleger. Und selbst wenn die Preise fallen, ist das kein Grund, sich aus dem Markt herauszuhalten. Gibt es überhaupt Börsenregeln, die zu befolgen sind? Eine der bekanntesten ist, dass im Mai vor den schwachen Sommermonaten, die Anleger ermutigt werden, ihre Aktien zu verkaufen. Sie sollten dann im September zurückkehren, um von der Jahresendrallye zu profitieren. „Sell in May and go away, but remember, come back in September“. Aber ist diese Regel wirklich statistisch signifikant, um daraus das Entwicklungsgesetz des Aktienmarktes im Jahr 2023 abzuleiten? Woher kommt Mai-Weisheit?

England: Im 19. Jahrhundert beteiligte sich hauptsächlich die britische Oberschicht an der Londoner Börse und bestimmte damit die Aktienkurse. Und wenn Sie vor den Ferien aktiv waren, sind Sie für eine Vielzahl von Aktivitäten im Juni aufs Land gegangen. Um das bezahlen zu können, wurden die Positionen verkauft. Nach den Ferien kehrten Sie zur Börse zurück, um die Vorteile des September-Effekts zu erhalten.

Kaufen, verkaufen oder halten – wer nicht kauft, ist nicht dabei

Irgendwo auf der Welt ist aber in der heutigen Zeit immer etwas los, was im Zuge der Globalisierung auch an den Börsen ankommt.
Hinzu kommt, dass die internationale Geld- und Fiskalpolitik nicht mehr so eingeschränkt und lokal ist wie früher. Bei Krisen macht die internationale Rettungspolitik nun auch in der heißen Jahreszeit keinen Urlaub. Und Unternehmen sind ganzjährig aktiv, machen also keine Sommerpause. In den letzten 33 Jahren war die Börse im Sommer 18-mal negativ und ist 15-mal gestiegen. Für die Entwicklung des Aktienmarktes werden auch und gerade in der Zukunft weniger die Monate entscheidend sein, sondern die Perspektiven und die Unternehmen, die wirtschaften und Geld verdienen wollen und müssen.

Herausfordernde Märkte – soll man jetzt kaufen, verkaufen oder halten?

Ist die aktuelle Wirtschaft ein Hindernis für die Börse? Die Börse schaut immer nach vorne. 2023 wird sicher kein Wirtschaftswunderjahr. China verspricht zum Beispiel, sich bis 2024 zu verbessern, was die europäischen Exporte und Industrieaktien ankurbeln sollte. Positive Überraschungen an der Krisenfront könnten einiges verändern. Negatives ist eingepreist. Was muss passieren, damit die Mai-Regel in diesem Jahr Wirklichkeit wird?

Manche Marktteilnehmer wenden ein: Was ist mit der regionalen Bankenkrise in Amerika? Die Fed, die Aufsichtsbehörden und die Regierungen werden unseres Erachtens nicht tatenlos zusehen, wie Institute in den hektischen Abhebungen von Kundeneinlagen verbluten. Die laufenden Rettungspakete werden eine neue Bankenkrise, die die letzte im Jahr 2008 mit all ihren Folgen überschattet hat, weiter mit allen Mitteln abwenden. Kommt ein neuer „schwarzer Schwan“? Eine wirkliche wahre Börsenweisheit lautet wohl eher: „Wo die größte Gefahr ist, sind die Notenbanken am nächsten.“
Wenn all die Regeln der Börse wirklich so schlau wären, gäbe es doch nur Millionäre an der Börse, oder was denken Sie? Auch wenn die Kurse über den Sommer in der Vergangenheit mal gefallen sind, war das kein Grund, sich von der Börse fernzuhalten. Auch an der Börse gilt: Gewinn macht man, wenn man kauft. Verluste wenn man die (Buch-)verluste realisiert.

Kaufen, verkaufen oder halten – am besten kaufen und halten!

In allen bisherigen Fällen steigen oder fallen nicht alle Aktien gleichzeitig. Die Börse ist wie ein großer Wochenmarkt. Irgendetwas passt immer: mal Value, mal Growth, mal kleine Unternehmen, mal große Unternehmen, dann IT-Aktien, dann zyklische Aktien, dann defensive Aktien, dann mal wieder klassische Energiewerte, Öko- und andere Aktien. Mit einem Weltportfolio wie unserer WERTE-Strategie, sind sie immer und überall investiert, jedoch mit einer größeren Gewichtung an Value- (werthaltigen) und Small- (kleineren) Aktien. Mal laufen wir vorneweg, wie 2021, mal etwas hinterher, wie aktuell in 2023, mal verlieren wir weniger, wie 2022.

Wann welches Ereignis eintritt, ist reine Prognose und Meinung, die bisherigen Ereignisse und Ergebnisse zeigen aber, das mittel- und langfristig dieser strategische Ansatz der Beste war und es gibt keinerlei Erkenntnisse, dass sich daran etwas ändern dürfte, auch wenn dies häufig von denjenigen behauptet wird, die sich eher im Feld der Prognosen und Spekulationen bewegen.

Uns fällt dazu nur eine Wetterregel ein, die genau so wenig Sinn macht: „Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter, oder es bleibt, wie es ist.“


 

Autor:

Matthias Krapp

 


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